Basisdaten

Bundesland:

Hessen

Regierungsbezirk:

Darmstadt

Landkreis:

Wetteraukreis

Geografische Lage:

50° 21' n. Br.
8° 46' ö. L.

Höchster Punkt

518 m ü NN

Sockel Stadtkirche

159 m ü. NN

Höhe Seewiese:

140 m ü. NN

Fläche:

50,18 km²

Einwohner:

27.400 (30.06.2004)

Bevölkerungsdichte:

566,06 Einwohner je km²

Einwohner 31.12.01

16.539+9.159=25.698

Postleitzahl:

61169

Vorwahl:

06031

Kfz-Kennzeichen:

FB

Gemeindeschlüssel:

06 4 40 008

Stadtgliederung:

7 Stadtteile

Adresse der
Stadtverwaltung:

Mainzer-Tor-Anlage 6
61169 Friedberg

Offizielle Website:

www.friedberg-hessen.de  (http://www.friedberg-hessen.de/)

E-Mail-Adresse:

stadt@friedberg-hessen.de

Der Name Friedberg
Der Name Friedberg bezeichnet einen durch eine Burganlage geschützten, befriedeten Berg. Sollte das bei Tacitus, Annalen I,56 genannte castellum in monte tauno, das ein Römerkastell 15 n.Chr. im Aufmarschgebiet der Germanen gegen die Chatten bezeichnet, das Kastell auf dem Friedberger Burgberg sein, dann hätte der markante Hügel bereits damals diesen Namen getragen, denn keltisch taun bedeutet ebenfalls Umfriedung.

Für diese These und die sich daraus ergebende verblüffende Namensanalogie spricht einiges. Das heutige Taunusgebirge ist erst seit dem 18.Jahrhundert mit dem Namen aus der humanistischen Gelehrtensprache benannt, und die geographische Lage Friedbergs paßt in den damals von Tacitus beschriebenen Zusammenhang. Allerdings ist der archäologische Befund nach neuesten Erkenntnissen nicht so eindeutig mit den Ereignissen des Jahres 15 n.Chr. in Verbindung zu bringen.

Seine Lage

Friedberg liegt am Rande der "Goldenen Wetterau", eines fruchtbaren waldarmen Lößgebietes zwischen Taunus und Vogelsberg, das nördlich des Mains den Oberrheingraben fortsetzt und südlich von Gießen in die Hessische Senke überleitet. Es ist ein Getreide-, Zuckerrüben- und Rosenland. Das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum dieser durch ein mildes Klima ausgezeichneten Landschaft, "des Heiligen Römischen Reiches Kornkammer und Schatzkästlein", wie es ein Chronist überschwenglich nannte, war stets Friedberg. Vorgeschichtliche Funde belegen eine rege Siedlungstätigkeit auf dem 160 Meter hohen

 

Friedberg in römischer Zeit:  83-260 n Chr.
Ende des 1.Jahrhunderts n.Chr. bezogen die Römer die Wetterau in ihr Reichsgebiet ein und umgaben sie mit dem Limes, einer befestigten Militärgrenze. Der Limes umspannt die Wetterau in einem weiten Bogen um Friedberg herum von der Saalburg über Butzbach, Arnsburg hinüber nach Altenstadt und Hanau. Über Frankfurt-Höchst und Heddernheim führte die Römerstraße von Mainz nach Friedberg und von hier strahlenförmig zu den einzelnen Grenzkastellen. Die Friedberger Garnison hatte strategische Bedeutung, denn das Kastell auf dem markant nach Norden abfallenden Basaltrücken zwischen Usa und Seebach hatte über einen Signalturm auf dem Johannisberg bei Bad Nauheim Kontakt zur Taunusgrenze, so daß jederzeit Reserven dorthin mobilisiert werden konnten.

Aus der Zeit der römischen Besetzung, aber auch gleichzeitig der kulturellen Durchdringung der Wetterau von ca.80 bis 260 n.Chr. sind im Wetteraumuseum in der Haagstraße viele instruktive Funde erhalten, die den römischen Alltag in der Garnison und im südlich anschließenden Lagerdorf lebendig werden lassen. In dem ausgegrabenen Töpferofen wurde Friedberger Ware gebrannt. Ein Meilenstein gibt die Entfernung nach Nida, d.h.Frankfurt-Heddernheim, mit 10 Leugen an, das sind 22 Kilometer. Mithrasaltäre bekunden die Verbreitung dieses bei den Soldaten beliebten orientalischen Mysterienkultes.

In der Burg bezeugt ein Garnisonsbad, das im Keller des Burggymnasiums vorbildlich konserviert wurde, die römische Zivilisation selbst im entlegenen germanischen Kastell, in dem die 1. und 4. Aquitanerkohorte und später die 1. flavische Damascenerkohorte berittener Bogenschützen ihren Dienst versahen, bis die Limesgrenze in der Mitte des 3. Jahrhunderts für die nach Süden vordringenden Alemannen kein Hindernis mehr bedeutete. Auch Funde eines römischen Gutshofes auf dem Stadtgebiet unterstreichen die Bedeutung des Platzes in der Antike.

 

Friedbergs Gründung in staufischer Zeit
Als Friedberg knapp 1000 Jahre später in der Stauferzeit in das Licht der geschichtlichen Überlieferung tritt, hat es wieder eine Mittelpunktfunktion. In der Urkunde, die den Namen Wridburg im Jahre 1216 erstmals nennt, wies Friedrich II., der Hohenstaufer, den Friedberger Burggrafen und den Schultheißen von Frankfurt an, den Reichministerialen von Münzenberg in seinen Rechten zu respektieren, in die ihn der König wieder eingesetzt hatte. Die unter Friedrich Barbarossa reichstreue Ministerialenfamilie, die auf ihrer prächtigen romanischen Burg Münzenberg in der nördlichen Wetterau saß, hatte sich zuvor der staufischen Partei entfremdet.

Bezog sich diese erste Erwähnung auf den Burggrafen von Friedberg als einen staufischen Reichsbeamten, auf den sich der König in seiner terra imperii, dem Wetterauer Reichsland, stützen konnte, so wird 3 Jahre später, 1219, die Stadt Friedberg im Zusammenhang mit Frankfurt und Gelnhausen erstmals urkundlich genannt. Beide Erwähnungen setzen aber bereits politisch handlungsfähige Gemeinwesen voraus, die schon seit Jahrzehnten existieren.

Die Gründung einer staufischen Reichsburg und südlich davon eines Straßenmarktes steht in Zusammenhang mit der Reichspolitik Konrads III. und Friedrich Barbarossas in der Wetterau. Wie auch das Elsaß und Teile Frankens machten die Staufer die Wetterau durch systematische Stadtgründungen dem Reich verfügbar und erschlossen dem Fiskus neben den feudalen nun auch gewerbliche Einnahmequellen. Das für 1170 überlieferte Gründungsdatum von Gelnhausen kann vielleicht auch für Friedberg angenommen werden. Das Aussterben der Grafen von Nürings aus Falkenstein am Taunusrand erlaubte es dem Kaiser um 1170, alte Reichsrechte in der Wetterau wieder an sich zu ziehen und in das entstandene Machtvakuum einzudringen. Die Gründung Friedbergs markiert den Höhepunkt staufischer Politik in der Wetterau.

 

Streit zwischen Burg und Stadt Friedberg
Im Schutze der Kaiserburg, der größten in Deutschland, deren Mauern dem Rechteck des römischen Kastells folgen und eine Fläche von ca. 4 Hektar umschließen, nahm die Marktsiedlung einen blühenden Aufschwung. Für eine planmäßige Gründung der Stadt spricht die "Breite Straße" als Hauptachse. Seit ca. 1820 Ludwigstraße (Großherzogs Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt). Sie heißt erst seit dem Besuch Kaiser Wilhelms I. 1874 Kaiserstraße und ist eine in dieser Ausdehnung für den hessischen Raum einmalige mittelalterliche Marktstraßenzeile von etwa 700 Metern Länge und einer Breite bis zu 30 Metern. Auch die in die Südostecke der Siedlung mit Kern zwischen Eng- und Schnurgasse gerückte Stadtkirche beweist die planende Hand eines Stadtgründers genauso wie die gehörige Entfernung der Siedlung von der Burg, um ein Verteidigungsglacis freizuhalten.

Die Friedberger Geschichte ist wie in anderen Reichsstädten auch gekennzeichnet durch die ständige Rivalität zwischen der unter Führung eines selbstbewußten städtischen Patriziates emporstrebenden Stadtgemeinde und der die Interessen des Feudaladels vertretenden kaiserlichen Burgmannschaft unter Führung des Burggrafen. Zunächst lag das politische Gewicht eindeutig bei der Burg. Der oberste Richter in der Stadt war der Burggraf. Die Burg hatte Rechte in der Stadt und bezog Einnahmen aus der Stadt. Gegen diese einseitige Ausnutzung der finanzstarken Städte durch die vom Kaiser gestützten Reichsburgen bildeten sich im 13.Jahrhundert überall Städtevereinigungen. Bereits 1226 hat sich Friedberg erstmals mit Frankfurt und Gelnhausen verbündet. 1256 trat es dem Rheinischen Städtebund bei. Schließlich entlud sich der Konflikt 1275 in der Zerstörung der Burg durch die Stadt.

Die Stadt schob ihre Mauern so nahe an den südlichen Burgeingang vor, daß sich die Burg in der Folgezeit gezwungen sah, an der von Natur aus schwer zugänglichen Nordseite des Burgberges einen zweiten Zugang zu schaffen, um von der Stadt unabhängig zu bleiben. Die Mittel für diese Befestigung, vor allem für den nun im Norden erforderlichen zweiten Bergfried, den Adolfsturm, wurden 1347 aus Lösegeld von dem in der Fehde am Alzenköppel in Schwalheim gefangenen Grafen Adolf von Nassau erpreßt. Der ursprüngliche staufische Bergfried im Süden der Burg ist 1684 eingestürzt.

Der Kaiser hat die Zerstörung seiner Burg nicht hingenommen. Allerdings wurde die Reichsstadt Friedberg nicht bestraft, denn König Rudolf von Habsburg wies 1279 der Burg zum Wiederaufbau die Friedberger Judensteuer zu. Nicht die Stadt also sollte den angerichteten Schaden ersetzen, sondern der König selbst stellte den Wiederaufbau durch Verzicht auf eigene Einnahmen sicher. Durch diese Zerstörung und die darauffolgende Neukonzeption sind alle Überreste staufischer Bebauung verschwunden. Obwohl Friedberg ein bedeutendes Beispiel staufischer Politik darstellt, gibt es hier keine Buckelquader mehr.

Durch kaiserliche Eingriffe wurde die politische Vorherrschaft der Burg über die Stadt wieder hergestellt. Der Sühnebrief König Albrechts von 1306 schrieb vor, daß das Burgregiment im Rat der Stadt mit 6 adligen Burgmannen vertreten war, eine Einflußmöglichkeit, die für Jahrhunderte den Keim für Zank und Hader zwischen Burg und Stadt legte.

 

Die Stadt Friedberg
Die Stadt Friedberg erreichte den Höhepunkt ihrer wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung im 13. und 14.Jahrhundert. Grundlage war die Produktion von Textilien. Das begehrte Friedberger Tuch machte die Wollweber und andere textilverarbeitende Handwerkszweige zum Kern des zünftigen Gewerbes. In Friedberg fanden jährlich zwei Messen statt, die 1332 von Kaiser Ludwig dem Bayern von 8 auf 14 Tage verlängert wurden. Diese Verfügung entsprach offenbar einem Bedürfnis der Kaufmannschaft. Friedberger Tuch erreichte die entfernten Handelsplätze von Lübeck und Wien, wurde in Schlesien wie in den Niederlanden feilgeboten.

Das Haus "Roseneck", Kaiserstraße 59-61, stammt in seiner heutigen Bausubstanz zwar aus dem 15.Jahrhundert, zeugt aber für den Lebensstil der wohlhabenden Friedberger Kaufleute, die entlang der "Breiten Straße" wohnten. Im Untergeschoß führen gotische Tore in die Kaufhalle, während sich im vortragenden Fachwerkobergeschoß zur Straße hin repräsentative Wohnräume befinden. Das älteste Haus Friedbergs ist der Wirtschaftshof der Deutschordenskommende Frankfurt-Sachsenhausen mit einem schönen romanischen Torbogen aus dem 12.Jahrhundert (Kaiserstraße 118).

Das Reichssteuerregister von 1241 gibt das Friedberger Steueraufkommen mit 120 Mark an, knapp die Hälfte der für Frankfurt veranschlagten Summe Die Stadterweiterungen entlang den Ausfallstraßen nach Süden und Nordosten beweisen den raschen Aufschwung. Im Süden entstand die Mainzer Vorstadt mit der Leonharskirche auf dem heutigen Goethplatz, die 1842 verschwand, im Nordosten die Usavorstadt nit den Mühlen und der Heilig-Geist-Kirche. Sie wurde erst 1965 völlig beseitigt. Im Osten entwickelte sich die Barbaravorstadt mit der Barbarakapelle, die 1787 abgebrochen wurde. Die Vorstadt zum Garten schließlich westlich der Burg gehörte zum Territorium der Reichsburg. Hier wohnten die Bediensteten des Adels.

Die Bevölkerung der umliegenden Grundherrschaften wurden im Mittelalter von der aufblühenden Stadt angezogen, die Arbeitsmöglichkeiten, vor allem aber persönliche Freiheit bot. Der durch die so entstandene Bevölkerungsbewegung ausgegangene Ort Straßheim im Südwesten Friedbergs bedeutete für die Reichsstadt eine erhebliche Erweiterung ihrer ursprünglich recht bescheidenen Gemarkung. Trotzdem darf man sich die Friedberger Bevölkerung nicht zu zahlreich vorstellen. Für das 14. Jahrhundert wurden 3000 Einwohner geschätzt, für 1497 gar nur noch 1300 errechnet.

1802 Stadt an Großherzogtum Hessen-Darmstadt, 1934 Burg in die Stadt eingemeindet.

Die Liebfrauenkirche
Die Christengemeinde brach gegen Ende des 13.Jahrhunderts ihre romanische Kirche aus der Stauferzeit ab und ersetzte sie Zug um Zug durch eine moderne frühgotische Hallenkirche. Der romanische Ciborienaltar mit schönen Knospen- und Blattkapitellen stammt noch aus dieser Vorgängerkirche. Der Plan des Neubaus als Hallenkirche ist von der Marburger Elisabethkirche beeinflußt.

Das Brautportal im südlichen Querhaus (1300), die Lettnermadonna aus dem Ende des 13.Jahrhunderts und die drei mittelalterlichen Cborfenster der Friedberger Meister Heinrich Heyl und Konrad Rule und das spätgotische Sakramentshäuschen des Johann von Düren (1482) beweisen den Reichtum der Stifter und Auftraggeber und das künstlerische Niveau der in der Reichsstadt tätigen Bauhütten und Handwerksmeister. Bei der umfassenden Restaurierung um die Wende zum 20.Jahrhundert erhielt die Kirche einen bedeutenden Fensterzyklus des Frankfurter Glasmalers Linnemann.

Die teilweise Zerstörung durch den 2.Weltkrieg konnte in den sechziger Jahren durch moderne Glasfenster wieder behoben werden. Die drei verbleibenden Fenster wurden in jüngster Zeit gestaltet. Die Kirche verfügt daher über eine geschlossene Buntverglasung von der Gotik bis zur Modernen.

 

Fünf-Finger-Platz
Eines der ältesten Häuser Friedbergs befindet sich hier an der alten Stadtmauer. Zwischen Burg und Stadt lag das Judenviertel. Die Straßen warn hier teilweise nur 1,60 m breit.

Das Judenbad
Die beiden wertvollsten gotischen Bauwerke der Stadt, das Judenbad um 1260 und die Liebfrauenkirche (1260-1410) geben heute noch ein lebendiges Zeugnis von der wirtschaftlichen Kraft, aber auch der religiösen Überzeugung Friedberger Bürger gleich welcher Konfession. Die Judengemeinde grub im Bereich der Judengasse einen Schacht durch den Basaltfelsen, um endlich in 25 Metern Tiefe auf Grundwasser für ein rituelles Frauenbad zu stoßen. Jüdische Frauen sollten nach mosaischem Gesetz einmal im Monat, Bräute vor der Hochzeit und Mütter nach jeder Geburt durch einmaliges Untertauchen in "lebendigem Wasser" der rituellen Reinigungsvorschrift genügen.

Bei einer Wassertemperatur von 8 Grad spricht das für den religiösen Ernst der Gläubigen. Als Stifter des Bades ist ein zugewanderter rheinischer Jude, Isaac Coblenz, in einem Inschriftstein genannt. Die architektonische Ausgestaltung des Badeschachtes gehört zum Edelsten, was mittelalterliche Steinmetze geschaffen haben. Eine jüdische Gemeinde bestand in Friedberg von 1241 bis 1938.

Aus ihr gingen hervorragende Rabbiner, bedeutende Gelehrte und einflußreiche Geschäftsleute hervor, bis in der Reichsprogromnacht die Synagoge in Flammen aufging und im Holocaust die Gemeindeglieder, die noch nicht ausgewandert waren, verschleppt und ermordet wurden. Eine einfühlsam gestaltete Gedenkstätte erinnert heute am Synagogenplatz an die Vernichtung der Friedberger Judengemeinde.

Am Ehrenmal befindet sich das größte steinerne Stadtwappen Deutschlands.

 

Der Niedergang der Stadt im späten Mittelalter
An der Stadtkirche läßt sich ablesen, daß trotz der wirtschaftlichen Bedeutung der Stadt die Burg die politische Oberhand behielt. Denn auf ihren Einspruch hin verfügte König Ruprecht von der Pfalz 1410, daß die Kirchtürmne nicht höher als zum bereits vollenden dritten Geschoß des Nordturmes geführt werden durften, um die Burg nicht militärisch zu bedrohen. Eine andere königliche Entscheidung hat die Stadt bereits vorher hart getroffen. Karl IV. hatte sie 1349 an seinen Widersacher Günther von Schwarzburg verpfändet, um sich als König durchsetzen zu können. Im Laufe der Zeit ist es dann der Burg gelungen, die Pfandschaft einzulösen, so daß der Burggraf seit 1535 auch formell der Herr der Stadt war. Die Burg trug seitdem den silber und schwarz gespaltenen Schild des Stadtwappens als Bestandteil im Burgwappen, das den doppelköpfigen Reichsadler mit Krone, Zepter und Schwert zeigt.

Selbständige städtische Außenpolitik hatte bereits mit der Niederlage der Wetterauer Städte gegen den Pfalzgrafen Ruprecht 1389 bei Kronberg geendet. Dieser politische Niedergang folgte dem Rückgang der Tuchproduktion und der Tatsache, daß die Friedberger Messe seit dem Ende des 14.Jahrhunderts nur die Bedeutung eines lokalen Marktes behielt. Die Frankfurter Messe hatte die Friedberger deshalb verdrängt, weil sich Frankfurts Lage langfristig als verkehrsgünstiger erwies und vor allem weil die Friedberger als reine Textilmesse nicht krisenfest genug war, den Rückgang dieses Wirtschaftszweiges zu überleben. Außerdem war das verschuldete Friedberg nicht mehr in der Lage, die Messebesucher vor der Belästigung durch ritterliche Fehden zu schützen, bedrängte doch selbst die Burgmannschaft anreisende Kaufleute. Als der Geleitschutz auch nach Frankfurt nicht mehr gewährt wurde und Friedberger Kaufleute auswärts für die Schulden ihrer Stadt als Geiseln genommen wurden, kam es zu Aufständen gegen das herrschende Stadpatriziat.

Bis in unser Jahrhundert blieb Friedberg eine wirtschaftlich bedeutungslose Provinzstadt. Goethe traf die Trostlosigkeit der auch kulturell beengten Kleinstadt genau, als er 1772 aus dem Haus "Zum Ritter", Kaiserstraße 18-20, seiner Friedberger Verwandten schrieb, er säße "im leidigen Friedberg". Allerdings wartete der weltoffene Jurist am Wetzlarer Reichskammergericht in Friedberg wegen eines Gebäudeschadens auf den Schieferdecker. Das mag sein negatives Urteil etwas beeinflußt haben.

 

Die Burg

Die Friedberger Burg war nie die Burg eines Dynastengeschlechtes, sondern eine Reichsburg, in der die Reichsdienstmannen unter Führung eines Burggrafen Burgdienst leisteten. Sie gewann ein eigenes Territorium und erreichte die volle Landeshoheit. Dank königlicher Privilegien beherrschte sie die Mörler Mark, die Ganerbschaft Staden und das Freigericht Kaichen. Anfangs wurden die Burggrafen vom Kaiser in rascher Folge ein- und abgesetzt, was eine strenge dienstliche Aufsicht der Zentralgewalt und eine strikte Abhängigkeit von ihr beweist. Aber aus der Hüterin kaiserlicher Interessen in der Wetterau wurde im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit eine Art Adelsrepublik mit eigenen territorialen und standespolitischen Interessen.
Spätestens seit 1379 wählten die Burgmannen ihren Burggrafen selbst. Das Burgregiment bestand außer ihm aus den beiden Burgbaumeistern und 10 Regimentsburgmannen. Sehr schön läßt sich die Verfassung dieses Kollegiums reichsunmittelbarer Adliger an der Anordnung der Wappen an der Brunnenschale und dem Sockel des St.Georgsbrunnens in der Burg aus dem Jahre 1738 ablesen.
Die Burgmannschaft aus dem Kleinadel der unmittelbaren wetterauer Umgebung hatte anfangs Residenzpflicht. Später, als man zur Burghut auch Ersatz stellen oder sich durch Geld von der militärischen Verpflichtung loskaufen konnte, wurde der Dienst in der kaiserlichen Burg zu einer vornehmen Reräsentationspflicht. Diejenigen Familien, deren Mitglieder immer wieder in die Burgmannschaft "aufschworen", siedelten sich auch innerhalb der Burg an. Dadurch erklärt sich ihre große Grundfläche. Aus dem 16. und 17.Jahhundert stehen heute noch zahlreiche gut erhaltene Burgmannenhäuser. Viele sind schön restaurierte Fachwerkhäuser mit massivem Untergeschoß.

Durch sie wird das Bild der Burg geprägt, in der viele Jahrhunderte gebaut haben. Das stattliche Gebäude der ehemaligen Burgkanzlei mit seinem schönen Renaissanceportal, die Burgmannenhäuser der Familen von Brambach und von Rheinberg sowie das barocke Burgmannenhaus der Brendel von Homburg bilden die historische Bausubstanz des heutigen Burggymnasiums. Die Oberstufenschule verfügt darüber hinaus über eine Reihe von Neubauten im Burgbereich. Im Keller des naturwissenschaftlichen Traktes ist das römische Garnisonsbad zu besichtigen.

Letztes bedeutendes historisches Bauwerk in der Burg ist die klassizistische Burgkirche aus der Zeit um 1800 mit ihrer klar gegliederten Bauform eines protestantischen Beetsaales. Hier wurde 1947 in einer Synode die Evangelische Kirche von Hessen und Nassau gegründet. In jüngster Zeit sind einige weniger ästhetische Betonkonstruktionen in diesen so beschaulich anmutenden Flecken gestellt worden, aus dem neuerdings wenigstens der Parkplatz verschwunden ist. Das größte Burgmannenhaus, der Kronberger Hof, ist ein stattlicher Renaissancebau aus den ersten Jahrzehnten des 17.Jahrhunderts, der 1698 von der Burgregierung als Amtssitz für den Burggrafen gekauft wurde. Seitdem diente es als Burgrafiat. Daß ihn die Friedberger Schloß nennen, rührt von der Nutzung durch die Großherzöge von Darmstadt nach der Mediatisierung der Burg 1806. Im Jahre 1910 wohnte hier Zar Nikolaus II. von Rußland mit seiner Familie als Gast der großherzoglichen Verwandtschaft anläßlich eines Kuraufenthaltes in Bad Nauheim. Acht Jahre später wurde das Schloß nach der Aufhebung der Monarchie geplündert.

Nach einem Großbrand 1990 ( nur zwei Stuckdecken der Burggrafen von und zu Kronberg 1604-1610) sind erhalten) wurde das Schloß wieder aufgebaut und dient als Finanzamt.

 

Das barocke Deutschordenshaus (vorher Herren von Dörnberg) 1491 erworben, diente als Faktorei für die Ballei Hessen.

 

Der alte Wasserturm heute Fritz-Usinger Platz (Lyriker und Essayist)

Der Reservoirturm – Friedbergs erster Wasserturm entstand in den Jahren 1882-1883, Baukosten 203.640 Mark. Fassungsvermögen 200 m³. Damit hatte Friedberg als erste Gemeinde im heutigen Wetteraukreis eine eigene zentrale Wasserversorgung. Letzte Gemeinde im Landkreis war Oppershofen 1962. Bereits 1927 hatte der Turm ausgedient und wurde 1939 von Hanauern Pionieren als Übungsobjekt gesprengt.

 

Der Wartturm
Der Wartturm am andern Ende der Stadt wurde am 5. August 1927 fertiggestellt. Kosten für 3.137 m²  betrugen 4.765,50 Mark (25.10.1906). Baubeginn erst ab 1. Dezember 1926 w/Geldmangel. Fassungsvermögen 4*400m³ = 1.200m³

 

Der Adolfsturm
Der Adolfsturm ist das älteste erhaltene Bauwerk in unserer Ritterburg. Es wurde aus dem Lösegeld des 1347 gefangengenommenen Graf Adolf von Nassau erbaut. Daraus läßt sich die
Summe des Lösegelds, nach heutiger Währung, in die Millionen schätzen. Die erste urkundliche Erwähnung des Bauwerkes war 1352. Der stattliche Turm ist das Wahrzeichen der Stadt Friedberg und des Burggymnasiums. Die Höhe des Turms beträgt stattliche 54 Meter, mit Wetterfahne bringt er es sogar auf 58 Meter. Er hat einen Durchmesser von 13

Metern und hat 4 Meter dicke Mauern. Der Eingang zum Burgfried lag 13 Meter über dem Boden. 1893 wurde das Türmlein rekonstruiert, dabei erhielt es die heutige Form des Helms und die 4 Rundtürme. Seit den 80er Jahren erstrahlt der Turm (und das Burgtor) bei Nacht in einem hellen Glanz dank einer Beleuchtungsanlage.

Man kann leider den schönen Ausblick von den Turmzinnen nicht mehr während der Woche genießen. Bis Ende Oktober ist an Samstagen, Sonn- und Feiertagen und auf spezielle Anfrage die Turmbesichtigung aber begrenzt möglich.

Außerdem werden hier die bösen Jungs und Mädels bei Wasser und Brot in Ketten gelegt, wenn sie nicht auf die Lehrer hören. Aber auch die (bösen) Lehrer kann dieses Schicksal ereilen, wenn sie die Nerven der Schüler zu sehr strapazieren. Die alten Ritterbräuche sind eben auch heute noch aktuell.

Burggarten
Der Burggarten diente im Mittelalter zu Verteidigungszwecken.  Er bestand aus einer hohen Mauer, Wall und Zwinger, sie sind bis heute noch zu erkennen. Im 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts wurde das Gelände nach barocken und später englischen Vorbildern in eine Gartenanlage umgestaltet. Die Burggrafen Hermann Riedesel zu Eisenbach (1727-1745) und Hans Eitel Diede zu Fürstenstein (1745-1748) hatten auf der Rückseite des Schlosses Rabatten (eine Art Garten) anlegen lassen. Erst 1754 hatte der Burggraf Ernst Ludwig von Breidenbach (1749-1755) das Gelände nach einem neuen Plan in eine Anlage ausgebaut. Das Kernstück ist bis heute noch erhalten oder in seinen Grundzügen zu erkennen. (Roth 1980, 23-25) 1802 bis 1806 wurde diese Anlage von Carl Bindernagel, dem Burggeometer, im englischen Stil umgestaltet.
Der Garten hat zwei Eingänge. Der Haupteingang im Norden ist ein schmiedeisernes Tor hinter dem Adolfsturm. Der andere Eingang führt durch eine spitzbogige Pforte unter den Resten des Wehrgangs zu den Südostterrassen. Durch den Haupteingang kommt man links zu einer weiteren Plattform. Von dort aus hat man den Ausblick auf den Taunus und auf Bad Nauheim mit seinen Salinen. Geht man weiter, kommt man zu zwei kleinen Aussichtsbalkonen, die aus der Burgmauer hervorspringen.
Im Osten waren einige Grabsteine in Nischen der rückwärtigen Mauer aufgestellt, die aus der 1783 abgebrochenen St.-Georgs-Kirche stammten, z.B. das Doppelgrabmal ohne den oberen Abschluß. Es ist das Grab des Unterburggrafen Hans Andreas Schelm zu Bergen (gest. 1632) und seines Sohnes Johann Burkhard. Der Grabstein zeigt jeweils in der Mitte das Wappen des Verstorbenen in vergrößerter Form, darunter die Wappen der Großmütter und am oberen abgebrochenen Rand sind die Wappen der Großväter. Diese Art Grabstein nennt man den heraldischen Typ. Das Geschlecht der Schelm zu Bergen stellte Burgnamen der Burg Friedberg vom 13. Jahrhundert bis zu seinem Aussterben 1768.
Weiter südlich befand sich in einer Rundnische das Grabmal des Burggrafen Johann Brendel von Homburg (gest.1569). Er hatte selbst den Grabstein 1557 anfertigen lassen. Der Burggraf ist von Kopf bis Fuß als ein gepanzerter Ritter dargestellt. An den vier Ecken des Steins sieht man die Wappen der Großeltern, die seine ritterlich-adlige Herkunft beweisen. Vor ein paar Jahren sind diese Grabsteine zum Schutz vor weiterer Verwitterung ins Wetterau-Museum umgezogen.
Geht man weiter an der Mauer entlang, kommt man zu einer breiten Brücke. Sie ist das Glied einer Querachse, die den östlichen Burggarten in zwei Teile schneidet. Die Achse beginnt an der Treppe des Hinterausgangs des Schlosses. Sie ist als Rücklage der Querachse dargestellt. Etwa in der Mitte der Brücke befinden sich zwei kleine Balkone, links und rechts. Beide sind mit schöner Eisengitterrüstung und einer eisernen Laterne versehen. Vom rechten Balkon sah man auf ein breites Wasserbecken, dessen westliche Begrenzung noch in der niederen Nischenmauer zu erkennen ist. Heute befindet sich am Ende des Grabens ein Endpodium. Links sah man auf einen bachartigen Wasserlauf. Geht man weiter bis an die äußere Burgmauer, sieht man, wie dort die Achse durch zwei steinerne Sandsteinpfeiler markiert wird. Die Pfeiler trugen reich verzierte Rokokovasen. Das ist ein typisches Merkmal der Barockzeit in der Mitte des 18.Jahrhunderts. Beim Weitergehen nach Süden, am alten Steintisch vorbei zu der Plattform des Zwingereckturms hat man einen Ausblick über die Wetterau bis zum Vogelsberg.
Der Burggarten diente bis 1918 den Großherzogen als Schlossgarten. Der Garten war den Friedberger Bürgern nur stark eingeschränkt zugänglich. Damals war es die einzige stadtnahe Parkanlage der Stadt Friedberg.

Friedbergs Dichter
Obwohl die sozialen und kulturellen Verhältnisse bescheiden waren, erscheinen in der deutschen Literaturgeschichte immer wieder Namen Friedberger Dichter und Schriftsteller. Da ist zunächst Siegfried Schmid (1774-1859) zu nennen, ein Freund Hölderlins, der als verkannter Dichter und gedemütigter Hauslehrer psychisch zugrunde ging und schließlich im österreichischen Militärdienst sein Dasein fristete. Hölderlin hat Schmids Elternhaus in Friedberg besucht und dem Freund seine Hymne "Stuttgart" gewidmet.
Bedeutender sind die beiden Friedberger Büchnerpreisträger unseres Jahrhunderts, der 1882 geborene Albert H. Rausch (gestorben 1949), der unter dem Namen Henry Benrath bekannt wurde, und der 1982 verstorbene Fritz Usinger.

Rausch stammte aus kleinbürgerlichen Verhältnissen, aber den jungen Studenten zog es aus der Enge in die Ferne. Er studierte in Genf, Berlin, Paris und schließlich in Gießen Romanistik unbd wurde ein glänzender Gesellschaftskritiker und Satiriker. In der "Mutter der Weisheit" parodiert er den akademischen Hochschulbetrieb in Gießen um die Jahrhundertwende, seine wichtigsten Werke sind aber seine großen historischen Romane über Kaiser Otto III. und die drei Frauengestalten Galla Placidia, Kaiserin Theophanu und Kaiserin Konstanze. Er lebte bis zu seinem Tod in Magrelio oberhalb des Comer Sees und hat den Ort bei Kriegsende durch sein mutiges Auftreten gegenüber deutschen Militärs vor der Zerstörung gerettet, was die heutige Partnerschaft des Ortes zu Friedberg begründet hat.

Benraths jüngerer Freund Fritz Usinger wurde 1895 in Friedberg geboren, war im höheren Lehramt tätig und lebte seit 1949 als freier Schriftsteller in seiner Geburtsstadt. Seine Bedeutung liegt im Essay und in der Lyrik. In seinen Prosaarbeiten pflegte er das abendländische Geistes- und Kulturgut, huldigte den klassischen Autoren der europäischen Literatur und ging den Strömungen der modernen Kunst, aber auch der Naturwissenschaft nach. In seinen Gedichten steht das Motiv des Universums und die kosmische Verlorenheit des Menschen auf seinem Stern Erde im Mittelpunkt. Zur Erinnerung an ihre beiden Söhne hat die Stadt Friedberg im Bibliothekszentrum das Benrath-Usinger-Archiv eingerichtet.

Den Fernsehzuschauern der sechziger Jahre ist Wolf Schmidt, in Friedberg geboren 1913, alias Baba Hesselbach, ein Begriff, der mit seinen Höhr- und Fernsehspielen "Die Familie Hesselbach" die hesssiche Mundart fernsehtauglich gemacht hat.

 

Die Reformation
Aus der Reformationszeit datieren zwei in Friedberg verfaßte Briefe eines anderen großen Deutschen. Am 29.4.1521 entließ Martin Luther im Gasthaus "Zum Grünberg", Kaiserstraße Nr.32, den Reichsherold Kaspar Sturm mit Briefen an den Kaiser sowie die Kurfürsten und Reichsstände, in denen er seine Argumentation vom Wormser Reichstag wiederholte, bevor er in die Landgrafschaft Hessen weiterreiste und dann auf der Wartburg untertauchte. Das Heroldsschwert des Kaspar Sturm ist heute als sog. Lutherschwert wertvollstes Ausstellungsstück im Wetteraumuseum.

Aber mit der Reformation tat sich Friedberg schwer. 1525 richtete sich ein Bürgeraufstand gegen die Priesterherrschaft und die Vormachtstellung des Burgadels, aber der Rat behielt die Oberhand. Im Zuge der Bestrafung durch die Burg mußte die Katharinenkapelle auf der nördlichen Kaiserstraße abgebrochen werden, die von der Burg als Bollwerk empfunden und auch wohl als solches benutzt worden war. Obwohl seit den dreißiger Jahren des 16.Jahrhunderts schon nach der neuen Lehre gepredigt worden war, blieb die Stadt doch kaisertreu und scheute vor Reformen zurück. Diese konservative Haltung wurde von Kaier Karl V. ausdrücklich gewürdigt, als er 1541 der Burg Friedberg das Münzrecht verlieh.

Diese Auszeichnung hinderte den Burggrafen Johann Brendel von Homburg allerdings nicht daran, sich kurz darauf im Sinne des lutherischen landesherrlichen Kirchenregiments um das Schulwesen in der von Möchen weitgehend verlassenen Stadt zu kümmern, 1543 eine Lateinschule zu gründen und bei Melanchthon nach einem geeigneten Lehrer anzufragen. Diese Schule war seit 1581 im ehemaligen Augustinerkloster untergebracht, worauf der Name der Augustinerschule heute noch hinweist. Hiermit begann in Friedberg eine lange Schultradition.

 

Friedberg, eine Stadt der Schulen
An den bedeutenden Friedberger Pädagogen und ersten Stadthistoriker Johann Philipp Dieffenbach (1786-1860) erinnert der Name der Grundschule am Seebach. Dieffenbach war von 1818 bis 1860 Direktor der Augustinerschule, die zwischenzeitig in die "Gemeinsame Musterschule" eingegliedert war, eine Art Gesamtschule, in der auch die Lehrerkandidaten des Seminars ihre schulpraktische Ausbildung erhielten.

Heute gilt Friedberg mit seinen Grund- und Gesamtschulen, seinen beiden Gymnasien, Berufsschulen, der Fachhochschule, dem theologischen Seminar, der Sonder-, Blin den- und Gehörlosenschule mit Recht als eine Stadt der Schulen. Die 3500 Fahrschüler aus der Wetterau, die morgens aus dem Bahnhof drängen oder mittags die Bushaltestellen auf der Kaiserstraße belagern, gehören zum Stadtbild. In der Ferienzeit ist es in Friedberg ruhiger.

 

Kriege und Not
Friedbergs Lage an der Weinstraße von Mainz am Taunus entlang nach Norden und an der Heerstraße von Frankfurt und weiter durch die Wetterau über die "Kurzen Hessen" nach Thüringen bedingte zum einen seinen Aufschwung als Handelsplatz im Mittelalter, zum anderen aber auch seine Anfälligkeit für Krieg und die damit verbundenen menschlichen und und wirtschaftlichen Katastrophen der Neuzeit. Der Dreißigjährige Krieg hat die Stadt schwer getroffen. Sie wechselte mehrmals zwischen Schweden und Spaniern die Besatzung, und die Bewohner wurden ständig durch Einquartierungen beschwert.

Auch das 18.Jahrhundert brachte keinen Aufschwung mehr, denn politisch war die Epoche der Territorialstaaten und der Großmachtpolitik der deutschen Länder nicht mehr die Zeit der Reichsstädte und der reichsritterschaftlichen Territorien. Zwischen den kaiserlichen Burgmannen und dem Kaiser in Wien bestand allerdings bis zum Ende des alten Reiches 1806 eine konstante Interessensolidarität, was den Burgmannen noch die Auszeichnung durch den eigens für sie gestifteten St.Josephsorden eintrug, bevor ihr Territorium dem Großherzogtum Hessen eingegliedert wurde.

 

Hessische Kreisstadt
Damit begann ein bescheidener Aufschwung. Friedberg wurde Verwaltungszentrum des seit 1832 bestehenden gleichnamigen Landkreises und mit zentralem Landesaufgaben in der Lehrer- und Pfarrerausbildung betraut. Von 1817 bis 1921 bestand in der Burg ein Lehrerseminar. 1837 wurde das theologische Seminar eröffnet, das sich in dem schönen klassizistischen Gebäude am Nordende der Kaiserstraße befindet. Auch das Stadtbild veränderte sich. Die Befestigungsanlagen wurden geschleift. Lediglich er Rote Turm hinter der Marienkirche in der Haagstraße blieb erhalten. Westlich um die Burg herum entstand 1843 eine neue Chaussee, um den Fuhrwerken den steilen Usaberg zu ersparen. Mit dem Bau der Main-Weser-Bahn gewann Friedberg 1850 Anschluß an das deutsche Eisenbahnnetz.

Die Rosentalbrücke, im Volksmund die "24 Hallen" genannt, stellt ein bedeutendes architektonisches Beispiel für die frühe technische Baukunst in Deutschland dar und ist in ihrer Anlehnung an das römische Aquädukt eine schöne Reminiszenz an die ursprüngliche Friedberger Besiedlung auf dem benachbarten Burgberg. Sie sollte unbedingt erhalten bleiben.

Politisch bedeutete die Eingliederung in den hessischen Flächenstaat eine ungewohnte Zunahme an Bevormundung. Den befehlsgewohnten darmstädter Behörden war die stolze reichsstädtische Gesinnung der Friedberger lange suspekt. Die Zeit des Vormärz zeigte Friedberg dann auch im Brennpunkt des Geschehens um Georg Büchner und Friedrich Ludwig Weidig. Der Friedberger Apotheker Theodor Trapp starb 1838 in der Haft in Gießen. Gegen ihn wurde im Zusamenhang mit dem Sturm auf die Frankfurter Hauptwache ermittelt. Sein Bruder, der liberale Advokat Wilhelm Trapp, wurde mehrmals verhaftet und erlebte einen Hochverratsprozeß. Die Friedberger Klosterkaserne wurde zum Gefängnis für viele. Die materielle Not der Wetterauer Bauern, die noch immer von feudalen Lasten bedrückt wurden, und die Unzufriedenheit mit der hessischen Verfassung von 1820 bildeten die Motive sowohl für die Aufständischen als auch für die gleichzeitig in Oberhessen stark zunehmende Auswanderung.

 

Friedbergs wirtschaftliche Bedeutung
Friedberg blieb im 19.Jahrhundert eine Beamtenstadt. Schulen und Verwaltungseinrichtungen, schließlich eine Garnison, prägten ihr Gesicht. Die konservativen Stadtverordneten verschlossen sich dem Gedanken, Gewerbe und Industrie anzusiedeln stets aus Angst vor dem Anwachen einer sozialdemokratisch organisierten Arbeiterschaft. Dadurch blieb der wirtschaftliche Aufschwung aus. Lediglich die 1883 begründete und bis 1981 betriebene Zuckerfabrik gab Fiedberg vor dem 1.Weltkrieg Industrie. Die Zuckerfabrik unterstrich für fast 100 Jahre die Bedeutung der Stadt für das landwirtschaftlich geprägte Umland. Die heutige Anziehungskraft Friedbergs liegt in seiner Rolle als beliebter zentral gelegener Einkaufsort.

Keine großstädtischen Kaufhäuser prägen das Bild im Einzelhandel, aber ein breit gefächertes Angebot an mittelständischen Geschäften mit fachlich qualifiziertem Personal und einem soliden Kundendienst machen die Vorzüge dieses Marktes aus, der an Wochenenden und vor allem in der Vorweihnachtszeit von Kunden aus dem gesamten mittelhessischen Raum aufgesucht wird. Auf der Einkaufsmeile der Kaiserstraße ersetzen aber zunehmend Handelsketten den einheimischen Mittelstand.

Das Gewerbegebiet im Süden der Stadt ist zwar durch das ausgedehnte amerikanische Kasernengelände von der Stadt abgeschnitten, bietet aber durch renommierte Industrie- und Dienstleistungsunternehmen Arbeitsplätze für das Umland, ähnlich wie Banken und Behörden im Stadtkern. Es gibt in Friedberg mehr Einpendler als Auspendler, was die Mittelpunktfunktion der Stadt unterstreicht.

 

Fauerbach
Die Bevölkerung Friedbergs hat sich zwischen 1805 und 1900 von 2500 auf 6000 mehr als verdoppelt. 1901 kamen durch die Eingemeindung von Fauerbach knapp 1000 hinzu. Auch wegen der durch die Gleisanlagen der Bahn bedingten Trennung haben sich die Bewohner Fauerbachs bis heute ein eigenes Bewußtsein erhalten. Das mittelalterliche Dorf war im Besitz der Konradiner, des westfränkischen Adelsgeschlechtes, das mit Konrad I. den ersten deutschen König stellte. In einer Magdeburger Urkunde Ottos I. wird Fiurbah 948 erstmals erwähnt. Da die staufische Gründung Friedbergs viel jünger ist, muß man annehmen, daß ihre Gemarkung aus Fauerbacher und Ockstädter Gebiet herausgelöst werden mußte und die Kaiserstraße die frühere Grenze zwischen den beiden Dörfern und heutigen Stadtteilen markierte.

Die Bevölkerung der neuen Stadtgründung wird sich auch zu einem erheblichen Teil aus den Orten rekrutiert haben, auf deren Flur sie entstand. Über das Münzenberger Erbe kam Fauerbach später an das Haus Solms, das die Familie Dörnberg und später von Bünau mit dem Ort belehnte. Ein von Rudolf von Bünau gestiftetes Auferstehungsbild befindet sich im Wetterau-Museum. Auch der heutige Baubestand des Fauerbacher Schlosses aus dem 17.Jahrhundert geht auf die Familie von Bünau zurück. In der Kirche befindet sich noch der Bünausche Herrenstuhl.

Das vor den Toren der Reichsstadt gelegene Fauerbach hatte von jeher besonders unter Kriegseinwirkungen zu leiden. Am Hause Hauptsraße 66 ist noch eine Kugel aus der Schlacht bei Friedberg 1796 zwischen österreichischen Truppen und dem andrängenden Heer der französischen Republik zu sehen. Die Nähe zum Bahnkörper führte im 2.Weltkrieg zu verheerenden Bombenschäden. Beim schwersten Angriff am 4.12.1944 fanden 90 Menschen in Fauerbach den Tod und wurden mehr als die Hälfte aller Häuser zerstört oder schwer beschädigt.

 

Friedberg im 20. Jahrhundert
Zu der Zeit der Eingemeindung Fauerbachs um die Jahrhundertwende und in den Gründerjahren zuvor dehnte sich Friedberg über den mittelalterlichen Stadtkern in bürgerlichen Wohnstraßen vornehmlich nach Süden und in Richtung auf den 1913 errichteten neuen Bahnhof hin aus. Die Gebäue der ehemaligen Post in der Mainzer-Tor-Anlage und der Augustinerschule am Goetheplatz sind im Baustil der damaligen Zeit gestaltet, der sich an überlieferten Formen anlehnte, sie variierte und mit ihnen spielte. Das alte Hallenbad in der Haagstraße, 1909 eröffnet, zeigt schon feine Jugendstilmotive. Das Viertel am Bahnhof wurde auch auf der Friedberger Seite durch die Bomben des 2.Weltkrieges am meisten in Mitleidenschaft gezogen.

Einer vollkommenen Zerstörung entging die Stadt dadurch, daß der Kampfkommandant der zur Festung erklärten Stadt einem bis in seinen Bunker in der Burg vorgedrungenen amerikanischen Offizier die Stadt kampflos übergab.

Der Aufschwung Friedbergs nach 1945 fand seine Grenzen zunächst in der engen Gemarkung der Kreisstadt. Lediglich im Süden konnten Wohnungen für Heimatvertriebene gebaut werden. Erst ein Geländetausch mit Ockstadt brachte Entlastung und ermöglichte im Westen eine rege Neubautätigkeit. Südllich des Kasernengeländes wurde das Industriegebiet erschlossen, das von der verkehrsgünstigen Lage Friedbers am nördlichen Rand des Rhein-Main-Gebietes profitiert. Durch die A5 im Westen und die A45 im Osten sowie die Main-Weser-Bahn ist Friedberg für den Fernverkehr aus allen Richtungen leicht zu erreichen. Die Strecke Friedberg Hanau ist als Teil einer Güterzugtrasse der Bahn wichtig. Dagegen kämpfen die Bahnlinien von Friedberg nach Hungen, Nidda und Friedrichsdorf um ihre Existenz. Zeitweise ist der Verkehr schon durch Buslinien ersetzt. Als Nahverkehrsmittel für die Wetterauer Pendler nach Friedberg und Frankfurt sowie für die zahlreichen Schüler sind diese Linien jedoch unverzichtbar. Die verkehrsreiche B3 verläuft parallel zur A5 direkt durch Friedberg. Die Bundesstraßen 275 und 455, die sich in Friedberg bzw. in Bad Nauheim mit ihr schneiden, lenken zusätzlich Verkehrsströme aus dem Taunus und dem Vogelsberg auf Friedberg zu. Durch diese Verkehrsballung entsteht auf der Kaiserstraße ein unverantwortlich hohes Kraftfahrzeugaufkommen, das oft genug zum Verkehrsinfarkt führt.

Über die Kaiserstraße fuhr in den Jahren 1959/60 der amerikanische GI Elvis Presley von den Ray Baracks im Süden der Stadt täglich in seine Bad Nauheimer Wohnung und wurde dabei von den Teenagern bejubelt. Die Grünanlage in der Mitte der Straße ist heute nach ihm benannt.

Die Beton- und Glasarchitektur der letzten Jahrzehnte prägt heute das Stadtbild außerhalb der Altstadt, so die Sparkasse (1964), das Krankenhaus (1970), die Henry-Benrath-Schule (1974), die Stadthalle (1976) und das evangelische Gemeindezentrum (1974-80).Die katholische Kirchengemeinde hatte bereits 1960 mit der Heilig-Geist-Kirche einen modernen Bau mit freistehendem Glockenturm errichtet. Der Erweiterungsbau des Landratsamtes (1989) hat mit dem schönen Altbau aus den fünfziger Jahren am Europaplatz einen neuen städtebaulichen Akzent gesetzt. In der Altstadt wurde mit dem vielbesuchten Bibliothekszentrum eine gelungene Synthese zwischen dem mittelalterlichen Augustinerkloster und einem modernen Magazin- und Verwaltungstrakt geschaffen (1991). Durch die Gebietsreform der siebziger Jahre erfuhr Friedberg insofern eine Aufwertung, als es sein Stadtgebiet durch die Eingemeindungen von Bauernheim, Bruchenbrücken, Dorheim, Ockstadt und Ossenheim auf ca. 50 qkm ausdehnen konnte. Die Einwohnerzahl erhöhte sich von 18 000 auf 26 000.

Schließlich wuchsen der Stadt Friedberg als Verwaltungssitz des 1973 geschaffenen Wetteraukreises neue Aufgaben zu. In der Stadt haben auch Einrichtungen ihren Sitz, die überregionale Aufgaben wahrnehmen. Die Oberhessischen Versorgungsbetriefe AG versorgen die oberhessischen Landkreise mit Strom und viele Gemeinden und die Stadt Frankfurt mit Trinkwassers. Auch einige Friedberger Bildungseinrichtungen haben landesweite Bedeutung, so die Gehörlosenschule (seit 1837), die Blindenschule (seit 1851) und die Fachhochschule Gießen-Friedberg (seit 1901), die Ingenieure ausbildet. Ihr Vorgänger, das Polytechnikum, war aus einer bürgerlichen Gewerbeakademie hervorgegangen.

 

Kultur in Friedberg
Neben den zahlreichen Bildungseinrichtungen entfaltet sich in der Stadt Friedberg ein reges kulturelles Leben, das auch als Angebot an das Umland gedacht ist und als solches wahrgenommen wird. Im Wetterau-Museum, das neben den traditionellen Abteilungen einen Schwerpunkt in der Landtechnik gesetzt hat, finden in den Sommermonaten die "Sommersprossen" statt, ein vielfältiges Kleinkunstprogramm, das vor allem das jüngere Publikum anspricht. Die Zielgruppe der Veranstaltungen im Café Kaktus ist ausgesprochen die Jugend. In der Stadthalle verpflichtet die Volksbühne auswärtige Theatergastspiele für das traditionelle Theaterpublikum. Auch große Unterhaltungskonzerte finden hier statt.

Der Kunstverein veranstaltet in seiner Galerie im Wetterau-Museum jährlich mehrere Ausstellungen zeitgenössischer Kunst. Der Volksbildungsverein schafft durch allgemeinbildende Vorträge, Konzerte und Reisen ein breites Angebot, während der Geschichtsverein neben seinen fachspezifischen Veranstaltungen als Publikationsorgan für die heimische Geschichtsforschung die Wetterauer Geschichtsblätter herausgibt. Ergänzt wird die Kulturarbeit der Stadt und vieler ihrer Vereine durch häufige Lesungen in der Bindernagelschen Buchhandlung. Somit bleibt Friedberg auch im Zeitalter der elektronischen Medien ein Ort vielfältiger kultureller Aktivitäten.

 

Städtepartnerschaften

Bishop´s Stortford / Großbritannien

Villiers-sur-Marne / Frankreich

Magreglio / Italien

 

Persönlichkeiten

1958 bis 1960 leistet Elvis Presley seinen Wehrdienst in Friedberg ab.

 

Söhne und Töchter der Stadt

die Zoologen Oscar und Richard Hertwig

der Schriftsteller Albert H. Rausch (Henry Benrath)

der Lyriker und Essayist Fritz Usinger

der Diamantenkönig und Physiker Sir Ernest Oppenheimer (einziger Friedberger auf einer Briefmarke in Südafrika)

Wolf Schmidt (Babba Hesselbach)